Das globale Müllproblem ist bekannt. Dass die Ozeane als Müllkippe missbraucht werden, weiß man auch. Was das inzwischen für Ausmaße angenommen hat, lässt einen schaudern: Zwischen Hawaii und dem amerikanischen Festland treibt eine Plastikinsel so groß wie Mitteleuropa. Sie wiegt drei Millionen Tonnen. Kreisende Strömungen von Wind und Wasser sorgen dafür, dass der Müllstrom hier niemals versiegt. Es handelt sich hierbei aber weder um Abfallinseln oder auf Satellitenbildern erkennbare Müllteppiche, sondern eher um unter der Wasseroberfläche treibende wolkenartige Konstellationen von Schwemmgut.

Wirbel

Denn an bestimmten Stellen im Meer, wo Strömungen riesige Strudel bilden, sammelt sich Industrie- und Haushaltsmüll aller Arten – Plastik, Sammelbegriff für verschiedenste synthetische Werkstoffe, die seit rund 50 Jahren industriell hergestellt werden, schwimmt oben und verwest über Jahrzehnte hinweg nicht. Das schwimmende Material folgt komplexen Strömungswirbeln und wird, je nach Wetterlage, von der Wasseroberfläche in Tiefen von bis zu 30 Metern gespült. Bei stürmischer See sind generell fast keine Plastikobjekte auf der Meeresoberfläche zu sehen. Mit blossem Auge können von einem Schiff aus nur grössere Stücke wahrgenommen werden, und auch das nur bei geringer Fahrtgeschwindigkeit.

Dies ist einer der Gründe, weshalb das Phänomen der Plastikansammlungen in den Meeren lange nicht entdeckt wurde.Allerdings treiben längst nicht überall Plastikflaschen und Tüten auf der Wasseroberfläche. Man kann sich inmitten des großen pazifischen Müllstrudels (Great Pacific Garbage Patch – zuerst entdeckter Müllstrudel) befinden und weit und breit kein Plastikteil entdecken. Ein Großteil treibt in 100 bis 200 Metern Tiefe dahin. Langfristig sinkt der komplette Müll in untere Schichten – oder landet bestenfalls am Strand.
Die Strömungslage führt beispielsweise dazu, dass zeitweise Unmengen von Plastikschwemmgut an exponierte Strände auf Hawaii gespült werden. An gewissen Stränden überwiegt gegenwärtig das Plastik gegenüber dem natürlichen Sand, wie zum Beispiel auf dem als «Plastic Beach» bekannt gewordenen Kamilo Beach an der südwestlichen Spitze von Big Island.

Wie viele Müllstrudel gibt es? Bisher geht man von 5 großen Strudeln aus. Doch die Forschung mach im Gebiet der großen Müllstrudel immer weitere Fortschritte, mittlerweile geht man zum Beispiel von einem östlichen und einem westlichen Müllstrudel im Nordpazifik aus:

Und in mehreren weiteren Wirbeln im Südpazifik, im Nord-Atlantik, im Süd-Atlantik und im Indischen Ozean fahren ebenfalls Abfälle Karussell, wenngleich in etwas geringeren Mengen – so zumindest die aktuelle Faktenlage. Derzeit werden die Müllstrudel von der Organisation 5Gyres aus den USA untersucht. Es zeichnet sich ab, dass die Zahl von 5 Müllstrudeln zu eng gefasst wurde.

Nach der Entdeckung des pazifischen Wirbels, ist auch der nordatlantische Wirbel mittlerweile gesicherte Tatsache. Erst kürzlich wurde im Nord-Atlantik eine treibende Müll-Insel von der Grösse Kubas ausgemacht. Zustande gekommen ist diese schwimmende Plastikmüllhalde auf Grund von klimatischen Wetterbedingungen und den Meeresströmungen. Entdeckt wurden die Plastik-Insel von Wissenschaftlern der Universität Hawaii und der Wood Hole Oceanographic Institution. Einen Bericht über die Lage und genauere Informationen wurden in der Wissenschaftszeitschrift “Science” veröffentlicht.  Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass der Müll sich seit ungefähr 22 Jahren angesammelt hat. Welche Auswirkungen der schwimmende Plastik-Müllberg für die Umwelt hat, ist bislang noch nicht anzusehen. Laut den Forschen entstand die Müllinsel aus Abfällen der drei amerikanischen Kontinente, wobei der weitaus grösste Teil aus Nordamerika stammt.