Meeresorganismen haben zwar immer schon natürliches Treibgut wie Holz und Vulkangestein als Mitfahrgelegenheit genutzt. Aber Plastik hat andere Eigenschaften als diese natürlichen Elemente. Plastik, Sammelbegriff für verschiedenste synthetische Werkstoffe, die seit rund 50 Jahren industriell hergestellt werden, schwimmt langsamer. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass viele Tierchen an Bord bleiben. Und es ist langlebiger, deshalb können sich manche Arten mit Hilfe der Plastikinseln weiter ausbreiten als je zuvor.

mikroplastik

Der Meeresbiologe David Barnes vom British Antarctic Survey schätzt, dass sich die Ausbreitung von Fauna mittels Plastikabfällen in den Subtropen verdoppelt und in Breitengraden über 50 Grad sogar mehr als verdreifacht hat.
Daher befürchten Wissenschaftler, dass Müll auf lange Sicht, zumindest in höheren Breitengraden, eine Gefahr für die Artenvielfalt darstellen könnte.

David Barnes hält besonders die Tierwelt der Antarktis für bedroht. Anders als das Nordpolarmeer, wohin ständig Arten zuwandern, ist das Südpolarmeer seit über 25 Millionen Jahren durch den eisigen Zirkumpolarstrom isoliert. Daher lebt dort überwiegend einheimische Fauna. Und ebenso wie in anderen isolierten Weltgegenden mit hauptsächlich einheimischer Tierwelt – etwa auf den Galápagos-Inseln oder den Seychellen – gibt es viele Arten ausschließlich in dieser einen Region. Wenn eine solche endemische Art den Wettbewerb mit fremden Arten in der Antarktis verliert, ist sie weltweit verloren.

Noch werden fremde Arten von der Kältehürde abgehalten. Aber wenn die Klimamodelle zutreffen, nach denen sich das Südpolarmeer in den nächsten 100 Jahren um zwei Grad erwärmt, steht der Invasion der Plastikpassagiere in die Antarktis nichts mehr im Weg.